Bienen, Biker, Bundesliga. Samstag, 5. Dezember 2020
Bienen fliegen vom Stock weg und dann wieder zurück, Ausflüge in die nähere Umgebung, mit dem Normal-Bike käme man kaum hinterher, so schnell können sie fliegen. Motorisierte Biker sind schneller, schon mal 100 oder 130 km/h. Fast pfeilschnell, das wären dann aber 200 bis 300 km/h; das ist aber immer noch viel langsamer als der Schall, der ja mit gut 1200 km/h durch die Luft saust. Ein Kilometer in etwa 3 Sekunden, 16 Sekunden vom Reinshof bis ans Ostgebäude, das dauert dann doch schon etwas. Noch schneller sind wir ja alle, weil die Erde – na ja, am Äquator halt – sich mit aller Luft, Bäumen, Häusern, Bergen und eben allem knapp 1.700 km/h voranbewegt durch die Drehung der Erdkugel, muss ja, sonst ist sie ja so dick wie sie ist mit ihren 40 000km nicht herum an einem Tag. Eine Gewehrkugel, aus einer Kalaschnikow, ist angeblich sogar fast 2.600km/h schnell, zu Beginn. Die ist am Ziel lange bevor das Ziel den Schuss hört. Friedliche Ziele hören nicht.
Ein Projektil, das mit etwa knapp 30.000km/h auf der Erde waagerecht losschießt, würde – wenn es keinen Luftwiderstand und keine Hindernisse gäbe – immer weiter um die Erde sausen ohne jemals auf den Boden zu fallen, bei dem Tempo hält sich die Fliehkraft mit der Erdanziehung die Waage. Nun ja.
Voyager 1, das Ding, das den bisher weitesten Ausflug unternommen hat, saust mit 61.200 km/h von uns weg. Also von der Sonne, aktuell sogar schneller von der Erde, weil die Erde in ihrem Lauf um die Sonne gerade in die andere Richtung unterwegs ist. Weil das ja nun schon seit 43 Jahren und drei Monaten so geht, daher ist diese Raumsonde inzwischen 24 Milliarden Kilometer von uns weg, wie gesagt, weitestweit aller Mensch-gemachten Dinge, genau sind es 24.231.892.608km. Halt mit jeder Stunde 61.200 km mehr. Die Parker-Solar-Sonde, die für Analysen um die Sonne herum ihre Kreise zieht, hat aktuell etwa max. 400.000 km/h drauf, soll aber bis 2025 dann 692.000 km/h machen, das wäre angeblich Rekord (aber nur 6,4 ‰ der Lichtgeschwindigkeit).
Wenn man in Volkerode südlich von Göttingen, vorbei an der Scheune der schönen Dinge, westwärts den Berg hinaufradelt zum Waldrand, dann hat man von der Sitzbank dort einen Blick über das Leinetal nach Osten hin. Man kann mit etwas Mut die Autobahn sehen, vom Drammetal im Süden in 3km Entfernung bis sie im Norden in 12 km vom Betrachter hinter Holtensen eine Kurve nach Osten macht. Das sind etwa 14 Kilometer Autobahn oder auch Leinetal, die da so vor einem ausgestreckt liegen. Ein LKW braucht dafür acht bis neun Minuten, das kann man verfolgen, mit dem Auge, man muss nicht immer hinschauen, das geht wie Schildkröte auf die Entfernung, man dreht den Kopf nur unmerklich von rechts nach links, es reicht für den mählichen Verzehr einer Stulle. Ein Lamborghini mit kriminellen 210 Sachen braucht dafür unter vier Minuten. Ein Airbus-Flieger bräuchte etwa 42 Sekunden, also in seiner Flughöhe, nicht unten am Boden. Voyager 1 durchpfiffe (naja, im Vakuum halt, da pfeift nichts) diese Strecke in 0,8 Sekunden, das ist also „ein-und-zwa“ und-schon-vorbei. Das könnte man vom Aussichtspunkt mit dem Auge verfolgen, aber da muss man echt gut aufpassen, sonst wäre er, der ‚Reisende‘, durch bevor man es bemerkt. Und hat man es aus dem Augenwinkel gesehen weiß man nicht, war das echt, war das nur Einbildung? Und wie gesagt, seit dem 5. September 1977 geht das schon. Mit dieser Geschwindigkeit allerdings erst seit etwa 1990, davor war das Gerät schneller und langsamer, je nachdem wie es gerade von Jupiter und Saturn heranbeschleunigt und wieder nach dem Vorbeiflug abgebremst wurde (in der Summe aber schon schneller als ohne diese Vorbeiflüge).
Die Funksignale, die ja immer noch von dort nach hier über die 24 Milliarden km zur Auswertung kommen, die brauchen trotz ihrer Lichtgeschwindigkeit inzwischen über 22,5 Stunden, fast einen Tag. Obwohl das Licht von der Sonne zur Erde nur 8 Minuten braucht. Sogar vom Zwergplanet Pluto braucht es im weitesten Fall nur gut 6,5 Stunden. Die Übertragungsgeschwindigkeit per Funk ist inzwischen auf 160 bits pro Sekunde gefallen, im Vergleich dazu: Menschen übertragen beim Sprechen etwa 40 bits pro Sekunde an Information. Das Internet ist je nachdem 100.000 Kilobits pro Sekunde also 100 Millionen bits pro Sekunde schnell. Es wäre also nicht möglich, einen Videoclip von da draußen zu uns streamen zu wollen.
Das Fluggerät fliegt ja nun sozusagen in alle Ewigkeit auf einer Hyperbel von uns weg. Ob man die Sagansche Goldtafel mit den Informationen über Erde und Menschen wohl in 1000 Jahren noch gut lesen kann? Seit wie lange gibt es eigentlich schon Menschen? Homo sapiens? 300.000 Jahre? Wie sieht ein solches Ding nach einer solchen Zeit aus? Wikipedia meint, die Lebensdauer wäre 500 Millionen Jahre, ja du liebe Zeit. Wird das Ganze, wenn es mit nichts zusammenstößt, zu einem Klumpen von Irgend-Zeug werden? Und wozu soll das eigentlich gut sein, solche sinnlosen Fragen zu stellen. Die Ausflüge von Bienen und Bikern sind da übersichtlicher und einfach menschenmäßiger.
Bundesliga kam nun gar nicht vor, fängt aber auch wie Biene und Biker mit B an.
;-)